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 Betreff des Beitrags: Essstörungen
Ungelesener BeitragVerfasst: Mo 10. Aug 2009, 11:47 
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Essstörungen

* Essstörung
* Esssucht
* Bulimie
* Anorexie
* Binge Eating



und viele ähnliche Worte tauchen immer öfter in den Medien auf. Doch damit haben wir nichts zu tun, oder?
Ess-Störungen, eine Störung im Essverhalten - das Verhältnis zum Essen ist gestört.

Unter Ess-Störungen wird in der Literatur eine Erkrankung verstanden, die:

* durch eine intensive Furcht vor dem Dickwerden,
* ein verändertes Essverhalten
* sowie eine Störung der Körperwahrnehmung gekennzeichnet ist.

Die Gruppe der Essstörungen wird unterteilt in den Bereich

* der Magersucht, auch Anorexia Nervosa genannt,
* den Bereich der Bulimie, genannt Bulimia Nervosa mit verschiedenen Untertypen und
* den Bereich des Binge Eatings sowie
* den Bereich der Adipositas

Im Volksmund werden Essstörungen auch als Esssucht bezeichnet.

Soweit so gut, doch was heißt das für uns?

Vielleicht beschleicht uns manchmal das Gefühl, unser Verhältnis zum Essen und zu unserer Figur ähnele auch eher einer Sucht, als einem normalen Verhalten. Wir haben da so eine beklommene Ahnung, vermuten vielleicht ins Geheim sogar schon essgestört oder esssüchtig zu sein, können dieses klamme Gefühl jedoch nicht genauer einordnen.

Manchmal hilft ja ein Fragebogen uns über solche diffusen Punkte klarer zu werden. Als süchtig bezeichnet www.wikipedia.org das unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand, als Folge eines gescheiterten Selbstheilungsversuches. Diesem Verlangen werden nach Verständnis der Weltgesundheitsorganisation die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung der Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und sozialen Chancen eines Individuums...
Essgestört = Esssüchtig?

Das Fatale einer Sucht ist, nicht mehr selbst Herr oder Frau der Lage zu sein. Wir haben das Gefühl, jemand anderes als wir selbst habe die Kontrolle über unser Leben übernommen. Na ja, vielleicht nicht über unser Leben, doch zumindest über unser Essverhalten.

Wir scheinen eine Essstörung zu haben, scheinen unter einer Esssucht zu leiden, was immer man darunter auch versteht.

Doch Sucht kommt letztendlich von Suche. Wir sind also auf der Suche nach etwas.

Meist reagieren wir auf innere Spannungen oder auf innere, unangenehme Gefühle mit dem vertrauten Essritual.

Automatisch geht unsere Hand zum Mund. In einer bestimmten Situation reagieren wir wie ferngesteuert.

Wir reagieren auf unangenehme, scheinbar nicht unserer Kontrolle unterliegende Gefühle mit Essen oder mit Gedanken an Essen, Sorgen um die Figur oder Angst vor dem Dicksein.

Unsere Essstörung oder Esssucht bietet eine willkommene Flucht vor einer beängstigenden Realität, vor den wirklichen Problemen mit denen wir in unserem Alltag zu kämpfen haben.

Bei Problemen oder Konflikten die wir als nicht lösbar empfinden, ist die Flucht in die Essstörung sehr hilfreich. Und es ist nicht nur die eigentliche Handlung des Essens, welche wir als Sucht erleben, sondern unser gesamtes Denken kreist immer nur um das Thema Essen, oder um das erwünschte Nichtessen oder um unsere Figur.

Essen, Esssucht, Essstörung oder auch Bulimie oder Magersucht bestimmen unser Leben. Unsere Besessenheit ist zu unserem Lebensmittelpunkt geworden. Und so leidvoll diese Essstörung auch ist, so notwendig ist es zu verstehen, dass zu einer bestimmten Zeit unseres Lebens diese Essstörung uns gedient hat.

Sie war unser Mittel zum Überleben in einer uns ansonsten unerträglich erscheinenden Situation.

Wenn wir erkannt haben, essgestört, esssüchtig, also krank oder zumindest irgendwie essgestört zu sein, beginnen wir nach einem Aussweg aus dem Dilemma zu suchen.
Essstörungen, wie finden wir Heilung?

* Wir fragen uns wie wir hier den Ausstieg finden, oder besser,
* wie den Einstieg in ein suchtfreies Leben?
* Woran denken wir,
* was fühlen wir, wenn uns das Thema Essen nicht mehr so beschäftigt?

Eine Sucht dient letztendlich immer auch als Puffer vor eigenen, unangenehmen Gefühlen. Gefühlen, Ängsten,Sehnsüchten oder Wünschen, welche wir zwar haben, die wir uns aber nicht erlauben.
Essstörung, was sind die Ursachen unserer Essstörung?

Gerade esssüchtige Frauen sind als Kinder oft besonders empfindsame Mädchen gewesen. Mädchen mit einem starken Gespühr für unerwünschte Zwischentöne.

Sie spürten sehr genau, wenn in der Familie etwas nicht so war, wie es schien. Und sie sprachen als kleines Mädchen diesen Unterschied im Schein und Sein auch an.

Doch diese große Sensibiltät für das, was zwischen den Zeilen steht, worüber keiner wirklich spricht, ist von den anderen Familienmitgliedern oft als Bedrohung empfunden worden.

Und so erhielten die betroffenen Mädchen die Botschaft, dass irgendwas mit ihrer Wahrnehmung nicht stimmt. Sie empfanden sich als "irgendwie anders" als die anderen, ohne dieses "Anders" genauer benennen zu können.

Von den anderen Familienmitgliedern wurden die kleinen Mädchen in dieser Wahrnehmung ihrer selbst bestärkt. Denn so konnte die Familie bzw. die Umgebung des kleinen Mädchens das "falsche Spiel" ungestört weiter spielen. Doch auf Kosten des kleinen Mädchens.

Denn dieses kleine Mädchen wollte nur eins: geliebt zu werden. Es spürte den Konflikt zwischen der eigenen Wahrnehmung und der Reaktion der anderen.

* Und es begann den anderen Recht zu geben. Mama und Papa müssen es ja schließlich wissen!
* Und es begann die eigenen Gefühle anzuzweifeln.
* Und es gegann sich von den eigenen Gefühlen abzuschneiden.
* Und es begann zu erahnen, wie die anderen sie gerne hätten.
* Und es versuchte diesem Bild zu entsprechen, ohne zu bemerken, dass es sich selbst von sich abschnitt.
* Und es begann zu versuchen perfekt zu werden.
* Denn es glaubte, nur wenn es perfekt wäre, wäre ihm die Liebe und Anerkennung der anderen sicher.
* Und so haben wir fast alle ein bestimmtes Bild von uns selbst entwickelt.
* Und wir wollen diesem erahnten Bild entsprechen, koste es was es wolle.
* Und wir glauben, nur dann wäre die Liebe der anderen uns sicher.

Innere Leere - Seelischer Hunger

Doch im Laufe der Zeit überkommt uns ein unbehagliches Gefühl der Leere. Und egal wie viel wir auch essen, diese innere Leere scheint sich nicht füllen zu lassen.

Wir wissen nicht mehr, was wir wirklich fühlen. Wir wissen nicht mehr wie es uns wirklich geht. Wir sind von unserem Innersten abgeschnitten.

Dieses Bild, von dem wir glauben, dass es von den anderen gewünscht und geliebt wird, hat wenig mit unserer eigentlichen Person zu tun.

In diesem Bild von uns gelingt es uns leicht, so zu sein, wie wir glauben sein zu müssen. Eben perfekt. Nur hat dieses Bild wenig mit uns selbst zu tun. Wir wissen innerlich, dass wir nicht perfekt sind. Doch das darf niemand außer uns wissen. Denn wenn die anderen entdecken, wer wir wirklich sind, werden sie uns abstoßend finden und uns hassen.

Und so sind wir perfekte Schauspielerinnen.

Niemand sieht das Leid in unserem Innersten.

Niemand kann erkennen, wie leer wir uns fühlen.

Wir können Eigenschaften an uns zu akzeptieren, die wir für "gut" halten. Denn schon früh in unserer Kindheit haben wir ja gelernt was "gut" ist, welches Verhalten uns Liebe und Anerkennung unserer Umwelt einbringt und welches nicht.

Und so haben wir gelernt nur die Teile unserer Persönlichkeit zu repräsentieren, die diesem "guten" Menschen entsprechen. Alles andere unterdrücken und verdrängen wir so gut es geht.

Doch auch diese unterdrückten Teile kommen immer wieder irgendwo zum Vorschein. Wir strengen uns an um so geduldig, so großzügig oder so verständnisvoll wir möglich zu sein. Weil wir glauben, dass dies von uns erwartet wird. Und so sind wir dann vollkommen entsetzt darüber, uns selbst als kleinlich, gefräßig oder gar gierig zu erleben.

Wir würden so gerne so perfekt sein, und treten doch von einem Fettnäppchen in das andere.
Essstörung - Was hat dies alles nun mit unserer Essstörung zu tun?

* Das Thema Essen und unsere permanente Beschäftigung damit hilft uns, uns nicht mit unseren verhassten und unterdrückten Persönlichkeitsanteilen auseinandersetzen zu müssen.
* Wir brauchen diese beängstigende innere Leere nicht zu fühlen.
* Wir müssen uns nicht dem hilflos machenden Gefühl eigener Schmerzen und Unzulänglichkeiten aussetzten.
* Die Beschäftigung mit dem Essen lenkt uns von Wut, Angst oder Traurigkeit und innerer Leere ab. Wir bewegen uns dabei auch noch auf vertrautem und teilweise sogar noch gesellschaftlich anerkanntem Boden.
* Ein Problem mit dem Essen zu haben lässt sich leichter aushalten, als wirklich mal unsere eigenen Abgründe anzuschauen.
* Solange es "nur" um das Thema Essen geht, können wir uns in dem Glauben wiegen, alles sei gut, wenn wir nur endlich das Thema Essen in den Griff bekommen könnten.
* Wie tröstlich ist es doch zu glauben, dass es uns gut gehen wird, wenn wir endlich schlank, kontrolliert oder diszipliniert, also eben perfekt ... sind.

Klar, wir verachten uns oft selbst, wir ekeln uns an, weil wir so schwach sind, wir leiden auch unter unserer Figur. Und doch bietet unsere Essstörung uns auch einen Schutz, einen Schutz vor Gefühlen und Wünschen, die wir vielleicht wirklich nicht fühlen wollen, weil sie unser ganzes bisheriges Leben in Frage stellen würden.
Esstörungen, wie finden wir Heilung?

Wie finden wir einen Ausweg aus diesem Dilemma?

Vielleicht sind wir es endlich leid, an einer Essstörung oder unter einer Esssucht zu leiden.

Vielleicht erkennen wir, wie unsere Essstörung unser Leben zerstört.

Vielleicht erkennen wir, wie unsere Essstörung unseren Körper zerstört.

Vielleicht erkennen wir, wie unsere Essstörung unsere Seele zerstört.

Vielleicht erkennen wir auch, unsere Essstörung ist nicht das Problem. Sie ist ein Symptom.

Unsere Essstörung verbirgt unsere eigentlichen Nöte und Ängste.

Vielleicht ist es an der Zeit und unser Leidensdruck ist groß genug geworden, um die Tür zu unseren unterdrückten Persönlichkeitsanteilen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen einmal aufzustossen.

Vielleicht trauen wir uns einmal hinzuschauen:

* welcher Mensch da wirklich in unserem Inneren wohnt.
* was die Scham, die Sorgen und die Ängste der Frau sind, die wir im tiefsten Inneren sind.

_________________
Auch Engel ohne Flügel können fliegen, sagte sie und sprang...


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Verfasst: Mo 10. Aug 2009, 11:47 


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